Auf Umwegen hat Jan Stirnberg zu den Edelstahlwerken Schmees gefunden. Der heute 27-Jährige hatte nach seiner Ausbildung zum elektrotechnischen Assistenten den Studiengang Elektrotechnik eingeschlagen, aber dann festgestellt: Es funktioniert nicht. Dann aber funkte es – bei einem Speed Dating der IHK in Düsseldorf traf er auf einen Ausbildungsberuf, den er bisher nicht in Betracht gezogen hatte: den Gießereimechaniker bei Schmees.
„Weil sich viele unter diesem Beruf nichts vorstellen könne, haben wir einen Flyer entwickelt, in dem die wichtigsten Informationen zu Anforderungen und der Tätigkeit selbst dargestellt sind““, erklärt Personalleiterin Susanne Schmees-Besgen. „Das klang so interessant, dass ich beschloss, das mal zu versuchen“, so Stirnberg. Und nach einem Praktikum war er „infiziert“. Er sei selber überrascht, wie gut ihm die körperliche Arbeit gefalle, das habe sich bei ihm sogar figürlich bemerkbar gemacht, sagt der Azubi im 2. Ausbildungsjahr.
Als sehr befriedigend empfindet er, das Ergebnis seiner Arbeit greifen zu können. Im Laufe der Ausbildung werde einem bewusst, wie wichtig die Arbeit des einzelnen im gesamten Betriebsablauf ist. „Wenn einer einen Fehler macht, ist die Arbeit aller anderen Kollegen zunichte“, sagt Stirnberg. Er bedauert, dass Schulabgänger so wenig über handwerkliche Berufe wissen. „Da gehen einem viele Möglichkeiten verloren.“
Wie läuft das Bewerbungsverfahren? Schmees sucht für den Sommer 2016 zwei Gießereimechaniker. Ein Hauptschulabschluss mit mindestens befriedigend in den Fächern Mathematik, Chemie und Physik reicht. Die Bewerber sollten räumliches Denken, handwerkliches Geschick und technisches Verständnis mitbringen. Nach einem Gespräch werden sie eingeladen, in den Ferien ein Betriebspraktikum zu absolvieren. „Die Berufswahl ist eine weitreichende Entscheidung – das sollte man sich vorher erst einmal anschauen“, sagt Schmees-Besgen. Im Praktikum bekommen die Bewerber schöne Aufgaben zugeteilt, in der Regel seien sie von dem guten Betriebsklima dann so begeistert, dass sie bleiben. Dann müssen sie sich nur noch dem Einstellungstest stellen, in dem grundlegende Kenntnisse in Mathe und Physik abgefragt werden.
Wie läuft die Ausbildung? Die Azubis werden langsam an den gesamten Arbeitsprozess herangeführt. Im ersten Jahr kommen sie in die Kernmacherei, wo die Kerne zur Herstellung der Hohlräume in Gussstücken erzeugt werden. „Sie kriegen Förmchen und können mit den Quarzsanden herumexperimentieren“, sagt Ausbildungsleiter Thomas Fröhlen. In der Folge durchlaufen sie alle anderen Abteilungen: die Formerei, Schmelzerei und den Modellbau. Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre.
Wie ist das Betriebsklima? „Man hilft sich unter den Azubis gegenseitig und kann jederzeit die ausgelernten Kollegen ansprechen“, so Stirnberg. „Wir haben hier Mitarbeiter aus 23 Nationen – aber wir kommen gut miteinander aus, das ist nicht so wie in der EU“, scherzt Fröhlen. Auch auf kulturelle Eigenheiten wird Rücksicht genommen. „Wir sind ein rheinisches Unternehmen – da sieht man die Dinge lockerer“, erklärt Susanne Schmees-Besgen. Allerdings müsse am Ende natürlich ein vernünftiges Gießereiprodukt herauskommen.
Welche Laufbahn steht mir offen? Sinnvoll ist, mit dem Betriebsleiter zu sprechen, welche Zusatzqualifikationen in Zukunft benötigt werden. Möglich ist, sich zum Techniker oder zum Industriemeister fortzubilden, letzterer koordiniert den Gieß- und Formvorgang. Ein ehemaliger Azubi studiert derzeit Gießerei-Ingenieurswesen. Auch der 18-jährige Neffe von Susanne Schmees-Besgen durchläuft derzeit alle Abteilungen des Unternehmens, um nach seinem Studium dort einzusteigen. „Wir hoffen, dass wir unser Familienunternehmen dann in der dritten Generation fortführen können.“
Artikel erschienen in der : Rheinischen Post, Ausgabe 20.07.2015
D. Schmidt-Elmendorff
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Fotos: Matzerath, Ralph
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Pressebericht Rheinische Post vom 20.07.2015
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Letzte Änderung: 25.07.15