Der alte Bahnhof von Pirna hat schon mal bessere Zeiten erlebt. Jetzt gibt es Pläne, hier eine Brennerei einzurichten. Das kleine Foto zeigt eine historische Ansicht des Bahnhofes von 1848. Es ist eine echte Schnapsidee: Pirna wird hochprozentig. Im historischen Bahnhof in der Altstadt, der seit Langem leer steht, soll eine Brennerei beziehungsweise eine Schaudestillerie eingerichtet werden. Die Pläne dazu stammen von Unternehmer Dieter Schmees, dem die Edelstahlwerke in Copitz gehören. Schmees will in dem alten Gemäuer Bierbrände und Obstbrände herstellen und sogar das wäre Premiere im Landkreis – Whiskey.

Ein Hauch von Schottland in der Sächsischen Schweiz? Bisher gibt es in Sachsen nur zwei Brennereien, die Whiskey produzieren: in Dresden und in Meißen. Eine Brennlizenz benötigt Schmees nicht, da es sich bei seinen Plänen um eine sogenannte Verschlussbrennerei handelt. Das Prinzip erklärt Pirnas Ex-Baubürgermeister Eckhard Lang. der das Projekt steuert: „Der gesamte Brennvorgang ist solange verschlossen, bis Beamte vom Zoll kommen und die entstandene Alkoholmenge messen. Diese muss dann versteuert werden“. Bundesweit gibt es 1078 Verschlussbrennereien. Lediglich rund 20 davon stellen Whiskey her. in- formiert Ulrich Metzen von der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein in Offenbach.

Schon Erfahrung im Metier

Bereits vor einem Jahr erwarb Dieter Schmees den leer stehenden Bahnhof an der Grohmannstraße. Seine Pläne für die Sanierung und den Umbau sind inzwischen konkret. Danach soll die Brennerei im Ostflügel errichtet werden. „Wir wollen den Brennvorgang zum sichtbaren Erlebnis machen“, sagt Lang. Fasslagerung, Abfüllen, Etikettieren – alles hautnah. Probiert werden darf natürlich auch. In dem flachen Mitteltrakt werden Toiletten und Küche eingebaut Bis 1945 existierte an der Westseite ein Kopfgebäude, es war das Pendant zum Empfangsgebäude an der Ostseite. Dieser Flügel wurde in den letzten Kriegsmonaten zerstört Schmees plant hier einen modernen Neubau mit Saalcharakter. Dieser Veranstaltungsraum kann dann zum Beispiel für private Feiern gemietet werden. Der Saal fasst etwa 1 50 Personen.

Ganz unerfahren ist das Familienunternehmen Schmees in Sachen Alkohol-Herstellung nicht 2001 eröffnete Dieter Schmees in Kurort Rathen eine Destillerie. in der unter anderem Himbeer-, Hopfen- Holunder- und Quittengeist hergestellt werden.

Noch steckt das Projekt allerdings in den Kinderschuhen. Lang reicht in dieser Woche den Bauantrag bei der Unteren Baubehörde Pirna ein. Gleichzeitig stellt er bei der Stadt einen Fördermittelantrag. Schmees und Lang machen sich nichts vor: „Ohne Fördermittel ist das Projekt nicht realisierbar“, sagen sie. Mindestens 2,5 Millionen Euro kostet das Vorhaben. „Wir müssen jetzt erst mal die Reaktion der Stadt Pirna abwarten, deshalb gibt es noch keinen genauen Zeitplan“, erklärt Lang. Und auch wenn gebrannt wird, darf nicht sofort genossen werden. Jedenfalls gilt das für den Whiskey. Nach dem Brennvorgang muss diese Spezialität zunächst drei Jahre im Fass lagern.

Mit der geplanten Revitalisierung des Gebäudes verschwindet gleichzeitig eine Brache in der Pirnaer Altstadt. Seit Mitte der 1990er-Jahre steht das Gebäude leer. Derzeit wird das hohe Unkraut beseitigt und der Platz an der Südseite geschottert. „Damit das Areal ordentlich aussieht“, sagt Eckhard Lang. Ein Bahnhof von kurzer Dauer Eingeweiht wurde der Bahnhof am 31. Juli 1848 im Zuge der Eröffnung der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn. Von 1872 bis 1875 entstand eine zweite Eisenbahnstrecke, die von Pirna nach Kamenz führte. Infolgedessen wurde ein neuer Bahnhof westlich der Stadtbrücke gebaut. Der historische Bahnhof wurde still gelegt und diente später als Eisenbahnbetriebsamt.

Fotos: D. Spittel, privat

Download

Pressebericht Sächsische Zeitung vom 21.10.2012

Dateityp: pdf, 1.9M
Letzte Änderung: 31.10.12